Des Königs neue Erdäpfel
Während man in Potsdam das Schloß und den Park Sanssouci besichtigt, fragt man sich immer an einer Stelle: was soll das?
Denn auf einer großen Steintafel neben dem ehemaligen Sommersitz vom Friedrich dem Grossen liegen immer... Kartoffeln!
Unter der Tafel liegt seit 1991 (!) der große preußische König begraben, aber wieso liegen auf seinem Grab Erdäpfel? Und zwar immer frisch?
Friedrich der Große ließ den Weinberg und sein Weinbergschlößchen nach seiner Thronbesteigung 1740 bauen und noch während seines Lebens verfügte er, dass er nach seinem Tod in der bereits vorbereiteten Gruft beerdigt werden möchte. Obwohl als Kind nur an Kunst und Kultur interessiert, entwickelte er sich als König zum siegreichen Herrscher, der u.a. das katholische Schlesien an Preußen angeschlossen hat. Aber auch sonst kümmerte er sich um seine Untertanen. Schon seit 1750 unternahm er mehrere Versuche, den Kartoffelanbau in Preußen durchzusetzen. Vor den Rathäusern wurden Kartoffeln als Saatgut an die Bauern verteilt. Ratsdiener und Feldwächter kontrollierten Aussaat und Ernte, um die Untertanen zum kontinuierlichen Knollenanbau zu zwingen. Doch die Bauern gruben die Kartoffeln wieder aus, die Friedrich hatte pflanzen lassen, so dass dieser gezwungen war, die Felder von Soldaten, Feldwächtern und Ratsdienern bewachen zu lassen. Weitere Edikte zur Beförderung des Kartoffelanbaus folgten und immer wieder wurde kostenlos Saatgut verteilt.
Am 24. März 1756 gab es sogar vom König als sog. "Kartoffelbefehl" die "Circular-Ordre" mit der Friedrich II. allen preußischen Beamten befahl, sämtlichen Untertanen den Kartoffelanbau "begreiflich zu machen" (Wortlaut: „Als habt Ihr denen Herrschaften und Unterthanen den Nutzen von Anpflantzung dieses Erd Gewächses begreiflich zu machen, und denselben anzurathen, dass sie noch dieses Früh-Jahr die Pflantzung der Kartoffeln als einer sehr nahrhaften Speise unternehmen.“).
Und so gedenken die Potsdamer bis Heute des Königs und legen immer wieder frische Knollen auf sein Grab.
Wenn Sie nach Potsdam kommen, lohnt aber nicht nur ein Besuch am Schloß Sanssouci - die ganze Stadt und Umgebung ist Heute UNESCO-Weltkulturerbe. Insgesamt erstreckt sich das Welterbe auf rund 500 ha Parkanlagen mit 150 Gebäuden aus derZeit von 1730 bis 1916. Die Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft ist damit die größte der deutschen Welterbestätten. Und ich führe Sie gerne durch diese Gegend und zeige Ihnen die interessantesten Ecken und erzähle die dazugehörigen Geschichten.